Die LINKE Kreisverband Region Hannover gegen Alltagsrassismus – Auftakt-Aktion

Merret Victoria Hoffmann

Eine Demonstration mit rund 8500 Teilnehmenden am 06. Juni 2020 gegen Polizeigewalt, den fortwährenden Rassismus gegen "People of Colour", aber auch weltweite Proteste gegen Diskriminierung, Rassismus, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit schütteln Gesellschaften weltweit wach. Auch die LINKE Region Hannover möchte dieses Thema weiterverfolgen – und darauf aufmerksam machen, dass Rassismus täglich, direkt vor unseren Augen, stattfindet. Zum Auftakt und Aufwachen ein Beispiel aus der Tageszeitung Hannoverschen Allgemeinen (HAZ).

Am 03. Juni 2020 ereignete sich eine Schlägerei in Hannover-Badenstedt. Wäre lediglich dieser Satz in der HAZ abgedruckt gewesen, so wäre der Artikel kein trauriges Beispiel für Alltagsrassismus. Sowohl der Teaser auf der Titelseite der Donnerstagsausgabe, als auch ein längerer Artikel mit Foto im Hannover-Teil sprechen jedoch eine andere Sprache. Eine Sprache von „Großfamilien“, von denen eine erst „mit Autos angekommen“ sei und „ortsfremden Kennzeichen“, die die PKW ausgewiesen haben. Das Foto zeigt dunkelhäutige Mitmenschen, die auf einer Grünfläche festgesetzt sind. Die Zuschreibungen und das dazu abgedruckte Foto werden dazu verwendet negative Assoziationen hervorzurufen oder zu bilden und das in uns tief zu verwurzeln, das in unserer Gesellschaft für viel Übel sorgt: Vorurteile.

Betrachtet man den Zeitungsartikel unter der „Rassismus-Lupe“, so wie unsere Genossin Tamara, fallen einem die vielen Spitzen auf, die sich verallgemeinert gegen unsere Mitmenschen richten. Man sieht, dass – leider bewusst – Stimmung erzeugt wird. Vor allem das Foto der festgesetzten Mitmenschen spricht eine eindeutige und eine nichts aussagende Sprache: Die Bösen sind von dunkler Hautfarbe. Das Foto, auf dem eine Beamtin und ein Beamter auf einer Wiese auf die Beteiligten aufpassen, hätte jedoch überall zu jeder Zeit aufgenommen worden sein können. Denn hier liegt das erschreckende Detail, wenn man sich bewusst macht, dass das Foto gar nicht von der berichteten Schlägerei zeugen muss.

Tamara hat die Redaktion der HAZ in einer kritisch verfassten E-Mail auf den diskriminierenden Zeitungsartikel aufmerksam gemacht, die sich dazu jedoch nicht äußerte. Sie suchte nach der Rückweisung Kontakt zu dem Journalisten, der den besagten Zeitungsartikel verfasst hat. Dieser ist sich nach einem Online-Nachrichtenaustausch keiner Schuld von verstecktem oder gar offenem Rassismus bewusst. Er beruft sich auf seine Objektivität, die ganz offensichtlich auf der Strecke geblieben ist. An vielen Stellen fehlt das Bewusstsein darüber, dass man die Verantwortung für abgedruckte Worte trägt, die Tausende konsumieren. Gerade JournalistInnen sollten sich bewusst sein, dass sie die öffentliche Meinungsbildung durch ihre Artikel stark beeinflussen, doch das Gegenteil ist der Fall, wenn sie ihre große Reichweite nicht einschätzen können.

Alltagsrassismus ist ein Gift, dass sich in unserer Gesellschaft ausbreitet. Wir als LINKE verurteilen ihn nicht nur, wir machen aktiv darauf aufmerksam. Darum rufen wir alle Genossen dazu auf, die Augen und Ohren offen zu halten. Berichtet uns, wenn auch Ihr Alltagsrassismus wahrgenommen habt! Erzählt uns, was Euch, Euren BOs, Freunden und Familie auffällt. Nehmt Euch in Eurer nächsten BO-Sitzung eine ausgewählte Tageszeitung und lest sie gemeinsam aufmerksam durch. Wenn Ihr es wünscht, veröffentlichen wir Eure Beobachtungen auf der Kreisverbands-Website und vermitteln so einen schärferen Blick auf die Thematik. Schreibt uns hierfür an redaktion@dielinke-hannover.de.

Gemeinsam gegen Rassismus! Gemeinsam für eine starke Region Hannover!

Eure Genossin Merret Victoria Hoffmann