PRESSEMITTEILUNG

Wie der Klimawandel die Region Hannover treffen wird

Ökologische Plattform Nds & BO Südost
Hannover

Während im Harz der Borkenkäfer, gestärkt durch warme Winter, die bisherigen Fichtenmonokulturen zerstört und im Emsland mit harten Bandagen um das Grundwasser zwischen Bauern und Wasserversorgern gestritten wird, werden in Hannover Klimaaktivist*innen durch Politiker, wie zuletzt u. a. Maximilian Oppelt von der CDU (HAZ 25.2.), für eine gesellschaftliche Gefährdungslage verantwortlich gemacht.

Diese Einschätzung ist eine Nebelkerze und lenkt von der hohen Gefährdungslage für die Region Hannover durch Klimaveränderungen ab. Konkrete und realistische Beispiele sollen die vielfältigen zukünftigen Probleme skizzieren, die bereits heute in Anfängen jeder feststellen kann.

In der Eilenriede erleiden Bäume Dürreschäden. Durch Trockenstress wird es vermehrt zum plötzlichen Abgang von vermeintlich gesunden Ästen kommen. Da dies eine Gefährdungslage darstellt, wird das Betreten des Stadtwaldes im Sommer eingeschränkt werden müssen. Der erforderliche Umbau auf hitze- und trockenresistente Pflanzen ist dabei eine Generationenaufgabe.

Das Steinhuder Meer weist eine Tiefe von nur zwei Metern auf. Sollten die Grundwasserspiegel weiter sinken, wird es zukünftig im Sommer großflächig austrocknen. Weitere Moorschäden sind zu erwarten. Dies erfordert es, die Grundwasserentnahme, z. B. für Bewässerung und Trinkwasser, einzuschränken und ggf. illegale Entnahmen konsequent zu ermitteln und einzudämmen.

Durch Hitzestau im städtischen Hannover werden in den nächsten Jahren mehr Menschen sterben. Bereits 2020 starben mehr Menschen im Sommer, als im langjährigen Mittel. Tropische Nächte mit Temperaturen über 20°C werden in der Anzahl nochmals deutlich zunehmen. Eine Beschränkung von Hitzeinseln erfordert Maßnahmen wie Stadtbegrünung, hellen Asphalt, helle Häuserfarben, Fassadenbegrünung, Entsiegelung von Flächen usw.

Die Brandschutzvorsorge im Deister muss ausgebaut werden, damit Waldbrände besser erkannt und bekämpft werden können.

Die Trinkwasserversorgung in der Region muss voraussichtlich eingeschränkt werden.

Der Energiebedarf durch Klimaanlagen wird deutlich ansteigen. Das betrifft u. a. Viehwirtschaft, Gewerbeobjekte, Bürogebäude und Dachwohnungen.

Für die Landwirtschaft muss ein niedersachsenweites Bewässerungssystem eingeführt, auf Trockenfeldbau oder eine geeignete Weidewirtschaft umgestellt werden.

Kleingärten müssen sich auf eine Bewirtschaftung mit deutlich weniger Gießwasser als heute einstellen. Hausbrunnen werden häufiger austrocknen.

Die beliebten Ricklinger Kiesteiche werden noch stärker mit Blaualgen und Sauerstoffmangel belastet. Ursachen sind neben Nährstoffeinträgen und gestörten Nahrungsnetzen auch erhöhte Temperaturen und längere Sommerstagnation.

Der Wasserspiegel des Maschsees wird deutlich absinken, da nicht genügend Wasser aus den Kiesteichen zum Ausgleichen der Verdunstung zur Verfügung steht.

Starkregenereignisse erfordern kostenaufwändige und ausgeklügelte Systeme zum Überflutungsmanagement und der Hochwasserbekämpfung. So belegt eine Untersuchung des  Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vom Januar 2023, dass bei einer Jahrhundertflut wie im Februar 1946 mehr als 25.000 Menschen in der Region Hannover von einer Überflutung betroffen würden und die derzeitigen Hochwasserschutzmaßnahmen bei weitem nicht ausreichen.

Fundamente von Häusern, wie auch die Infrastruktur (Rohrleitungen, Straßen), werden durch schwindende und quellende Böden geschädigt. Fallen die Buchenstämme unter dem Neuen Rathaus trocken, kann ein einsetzender Faulprozess aufwändige statische Ausgleichsmaßnahmen erforderlich machen.

 

Wir stellen fest: Nicht Klimaaktivist*innen sind eine Gefährdung für die Region Hannover, sondern das nachlässige Handeln der Verantwortlichen im Wissen um die anstehenden Probleme. Die Folgen kommen jeder und jedem Einzelnen teuer zu stehen.

Der Rat der Stadt Hannover, Bezirksräte, die Regionsversammlung und Umlandkommunen wie Springe und Laatzen haben bereits vor knapp zwei Jahren den Klimanotstand ausgerufen. OB Belit Onay ist zuletzt auf die Klimaaktivisten zugegangen. Wir fordern dazu auf, die dringend notwendige Klimawende nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu erreichen.

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Ökologische Plattform in DIE LINKE. Niedersachsen,
DIE LINKE. Region Hannover sowie die Ortsgruppe Hannover Südost

im März 2023

Ältere Meldungen

2021

07.05.2021 - In seinem jüngsten Urteil stellt das Bundesverfassungsgericht fest, dass die im Klimaschutzgesetz gesetzten Maßnahmen nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Janine Wissler fordert in der Pressekonferenz rasch ein neues Klimaschutzgesetz, das einen Weg hin zur Klimaneutralität weist. Weitere Themen der Pressekonferenz waren unter anderem der Vorschlag von Bundesarbeitsminister Heil nach höheren Löhnen in der Pflege und die Situation ausländischer Erntehelfer*innen in Deutschland. | Video auf YouTube

17.03.2021 - Das Umweltbundesamt kommt in seinem jüngsten Bericht zu dem Schluss, dass Deutschland sein Klimaziel für 2020 dank der Corona-Pandemie erreicht habe. Für Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow ist klar: "Wir dürfen den Klimaschutz nicht der Pandemie überlassen." Die Corona-Krise müsse als Chance zum Umsteuern begriffen werden. DIE LINKE wirbt für einen sozial-ökologischen Wandel, der Klimapolitik mit sozialen Garantien für die Beschäftigten verbindet. | weiterlesen

13.01.2021 - Die alljährliche Großdemo zur Agrarwende, die für kommenden Samstag, den 16. Januar, geplant war, findet in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie als Online-Protest statt. Ihr könnt euch mit der Aktion Fußabdruck beteiligen: Schickt ein Bild mit Fuß- bzw. Schuhabdruck und eurer Forderung bis zum 14. Januar an das Demo-Büro. Alle Infos zur Aktion findet Ihr hier. Die aktuellen Forderungen der LINKEN Bundestagsfraktion für eine klimagerechte Landwirtschaft gibt's hier. Wir haben die Agrarindustrie satt!

2020

16.12.2020 - Seit 1983 bestimmt die EU jährlich ein Thema, dem es das folgende Jahr widmet. Die Idee ist, das Bewusstsein für den jeweiligen Sachverhalt zu schärfen, die öffentliche Debatte darüber in der gesamten EU anzuregen und seine politische Bedeutung zu unterstreichen. Das kommende soll das Jahr der Schiene werden, womit gleichzeitig Klima-, regionale und infrastrukturelle Aspekte angesprochen werden. Die Europaabgeordnete Martina Michels ist für die Position der Linken im Regionalausschuss verantwortlich und begrüßt die Wahl: "Attraktive und nachhaltig grüne Mobilität kann den Green Deal zum Vorteil der Bürger*innen wie auch der Unternehmen voranbringen. Verschiedene Bahngesellschaften greifen eine der Anregungen bereits auf und planen, das Nachtzug-Verkehrsnetz wieder aufleben zu lassen. Das freut mich besonders.” | weiterlesen

09.12.2020 - Im Sommer präsentierte die EU-Kommission die EU-Strategie zur Integration des Energiesystems und eine damit verbundene Wasserstoffstrategie für ein klimaneutrales Europa. In diesen Vorschlägen stellt sie Pläne vor, mit denen das Energiesystem zur EU-Klimaneutralität bis 2050 beitragen soll. Dazu sollen vor allem Energieeffizienz und die Elektrifizierung von Verkehr und Wärme beitragen und auch ein enormer Ausbau der Wasserstoffwirtschaft ist vorgesehen. Anlässlich dieser Vorhaben veranstaltete die Europaabgeordnete Cornelia Ernst zusammen mit transform! europe ein international besetztes Webinar, um der Frage nachzugehen, wem die Energie von morgen gehört. Die Konferenz ist hier auf Abruf verfügbar.