Pflegenotstand stoppen - Krankenhäuser sind keine Profitcenter

Die nicht hinnehmbare Situation der Pflegekräfte und Gepflegten in Deutschland wurden bei einer Podiumsveranstaltung der Linksfraktion im Regionshaus aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und debattiert.

Als Gäste waren geladen: Georg Steimann, Geschäftsführer Paritätischer Dienst Hannover, Ernesto Nebot Pomar, ehem. Pflegedienstleiter Klinikum Region Hannover und Brigitte Horn, ver.di Sekretärin aus dem Bezirk Hannover-Heide-Weser.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Jessica Kaußen, Fraktionsvorsitzende der Fraktion DIE LINKE. in der Regionsversammlung Hannover.

Georg Steimann betreibt als Geschäftsführer ein Pflegeheim für Menschen mit Suchterkrankungen in der Calenberger Neustadt mit 80 Bewohner*innen.

Die Paritätische spürt ganz deutlich den Fachkräftemangel in der Pflege. Fehlendes Personal wird über Zeitarbeitsfirmen ausgeglichen. Auch werden Vorstellungsgespräche mit Bewerber*innen in Bosnien und Serbien geführt, um den Fachkräftebedarf zu decken. Nach Ansicht von Herrn Steimann muss mehr in den Ausbildungsberuf Pflege investiert werden. Für Arbeitgeber sei es ein Problem, dass die Azubis nur zu 50% im Betrieb sind; 50 % des Zeitvolumens werden durch Berufsschule und Fremdpraktika verbraucht. Ein weiteres Problem sei, dass die meisten Ex-Azubis nach der Ausbildung studieren oder gleich in die Zeitarbeit wechseln würden.

Ernesto Nebot Pomar hat u.a. 14 Jahre als Pflegedirektor im Krankenhaus Gehrden gearbeitet und berichtete aus seiner beruflichen Vergangenheit. Mittlerweile würden mit 1 Mio. Beschäftigten im Gesundheitswesen annähernd so viele Menschen wie in der Automobilindustrie arbeiten. Heute müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit bis ein PLUS von Vier Millionen Pflegebedürftigen bis 2030 versorgt werden können. Für ihn gilt: Krankenhäuser sind keine Profitcenter.

Laut Brigitte Horn, als Gewerkschaftssekretärin seit 2016 für das Klinikum Region Hannover zuständig, sind die Jahre 2019 + 2020 entscheidende Jahre für die Pflege in dem die Richtung bestimmt wird.

Sie bemängelt, dass in dem seit Januar 2019 geltenden Pflegepersonal-Stärkungsgesetz in der Berechnung der Pflegepersonaluntergrenzen auch Pflegehilfskräfte mit eingerechnet werden. Die Umwandlung von kommunalen Krankenhäusern in GmbHs Anfang der 90er Jahre des 20. Jhd. leitete die Privatisierung von Medizinbetrieben ein.

Krankenhausmanager von Helios und des Rhön-Klinikum zogen mit dem Versprechen durch die Lande: „Wir nehmen Euch die Probleme ab" und akquirierten so Kliniken in kommunaler Trägerschaft. Die Zustände in der Pflege bringen Beschäftigte dazu den Beruf zu wechseln. Viele Pfleger werden durch die hohe Belastung berufsunfähig.

Gute Teamstrukturen und eine gute Personalführung kommen erst dann zur Wirksamkeit, wenn ausreichend Pflegepersonal vorhanden ist. Die Jahre 2019 + 2020 sind entscheidende Jahre für die Pflege, im dem die Richtung bestimmt wird.

Der Sündenfall besteht darin Krankenhäuser miteinander in die Konkurrenz zu treiben.

Bei der anschließenden angeregten Diskussion wurde kritisiert, dass Private Kliniken outsourcen und sogenannte Hoteldienste einrichten. Auch zahlen PRIVATE ihren Beschäftigten geringere Löhne.

In ganz Niedersachsen verschwinden Krankenhäuser in der Fläche. Kostenintensive Bereiche, wie Geburtshilfestationen, werden allerorten geschlossen.

DIE LINKE fordert ein PLUS von 100.000 Pflegekräften in deutschen Krankenhäusern. Krankenhäuser gehören in öffentlicher Hand. Deshalb müssen private Krankenhausbetrieben rekommunalisiert werden!